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Die Stille, die wir heute brauchen

Ich höre oft von den Vorteilen der Stille in unserer Welt der Geräusche. Viele Menschen - weltliche und religiöse - empfehlen, sich eine Auszeit von Fernsehen, Musik, Videos, Nachrichten und sozialen Medien zu nehmen, um in der Stille zu sitzen und einfach nur zu sein.


Das ist alles schön und gut, aber es kann verwirrend sein, warum das so ist. Was ist der Sinn der Stille?


Drei Arten von Stille

Viele Menschen assoziieren Stille damit, nichts zu hören und nichts zu denken. Aber wir können nicht einfach nichts denken. Auch wenn wir nichts sagen oder hören, werden wir etwas denken. So funktioniert unser Gehirn.

Da wir unseren Verstand nicht abschalten können, können wir einen von drei Wegen einschlagen. Drei Hauptgeräusche, wenn du so willst, können unsere Zeiten der Stille füllen.


Erstens: Wir können unsere eigenen Gedanken hören. Wenn wir versuchen, still zu sein, werden wir höchstwahrscheinlich „hören“, was in unseren Köpfen vorgeht. Und das ist vielleicht der Grund, warum Stille für die meisten Menschen nicht hilfreich ist, wenn es um Andachten geht. Wenn viele von uns sich Zeit in der Stille nehmen, verbringen wir am Ende oft nur mehr Zeit mit unseren eigenen chaotischen Gedanken.


Das Wort Om steht für den zweiten Weg. Om ist das Wort, das Buddhisten in der Meditation rezitieren. Was bedeutet das Wort? Im Grunde nichts. Und genau das ist der Punkt. Die Menschen in diesen Religionen wiederholen Om immer wieder in ihrer Meditation, in ihrer Stille, weil sie gezielt versuchen, ihren Geist mit dem Nichts zu füllen. Aber diese „Stille“ ist auch für uns nicht von Vorteil, denn Gott hat uns nach seinem Ebenbild geschaffen, um zu denken und zu fühlen.


Schließlich - drittens - können wir die Stille nutzen, um unsere Seele mit dem Wort Gottes zu füllen.


Höre das Wort

Es klingt ironisch, dass es in der Stille hauptsächlich um das Wort Gottes geht. Der Theologe Dietrich Bonhoeffer hat das einmal so beschrieben:


Es gibt eine Gleichgültigkeit, ja eine Ablehnung, die im Schweigen eine Geringschätzung der Offenbarung Gottes im Wort erblickt. Hier wird das Schweigen als die feierliche Gebärde, als mystisches Über-das-Wort-hinauswollen missverstanden. Das Schweigen wird nicht mehr erkannt in einer wesenhaften Beziehung aus das Wort, als das schlichte Stillwerden des Einzelnen unter dem Worte Gottes. Wir schweigen vor dem Hören des Wortes, weil unsere Gedanken schon auf das Wort gerichtet sind, wie ein Kind schweigt, wenn es in das Zimmer des Vaters tritt. Wir schweigen ich dem Hören des Wortes, weil das Wort noch in uns redet und lebt und Wohnung macht. … Wir schweigen allein um des Wortes willen, also gerade nicht, um dem Wort Unehre zu tun, sondern um es recht zu ehren und aufzunehmen. (Gemeinsames Leben 79)

Bei der besten Stille geht es nicht um die Stille an sich. Die Stille dient dem Wort. Genauer gesagt, dient die Stille der Fähigkeit unseres Herzens, das Wort zu empfangen und sich letztlich an dem Gott zu erfreuen, der das Wort spricht.


Eine ruhige und stille Seele

Die Gebete in den Psalmen bestätigen diese Rolle der Stille. In Psalm 62,5 sagt David: „Auf Gott allein, o meine Seele, warte in der Stille, denn meine Hoffnung ist von ihm“. Davids Stille ist kein vages Nichts. Er sucht sich Zeiten der Stille, weil er auf Gott hofft.


Und David verbindet seine Hoffnung auf Gott ausdrücklich mit dem Wort Gottes. Am Ende des Psalms schreibt er: „Gott hat klar und deutlich gesprochen, viele Male habe ich gehört: Du allein, Gott, hast alle Macht, und du, Herr, bist gnädig.“ (Psalm 62,12-12). Seine Hoffnung auf den Gott, der geredet hat, führt ihn also dazu, die Stille zu suchen. David wartet auf Gott, weil es ein Wort zu hören gibt; er wartet in der Stille, weil er auf den Sprecher hören will. Sein Schweigen ist auf das Wort ausgerichtet.


Das Thema der Stille und des Hoffens auf Gott zieht sich durch die gesamten Psalmen. In Psalm 131 zum Beispiel schreibt David: „Ich bin ganz still und geborgen, so wie ein Kind bei seiner Mutter. Ja, wie ein Kind, so ist meine Seele in mir. Israel, hoffe auf den Herrn - von nun an bis in Ewigkeit!“ (Psalm 131,2-3). In Psalm 130 verknüpft der Psalmist das Warten und Hoffen auf das Wort des Herrn: „Ich hoffe auf den Herrn von ganzem Herzen, und ich vertraue auf sein Wort. Ich warte auf den Herrn, mehr als die Wächter auf den Morgen, ja, mehr als die Wächter auf den Morgen.“ (Psalm 130,5-6). Für die Psalmisten gaben die Stille und das Warten Hoffnung, weil sie sich auf Gott und sein Wort konzentrierten.


Gott ist nicht stumm

Diese Art von wortorientierter Stille würde uns heute ungemein gut tun. Der größte Wert in Zeiten der Stille liegt nicht darin, dass wir unsere eigenen Gedanken hören oder versuchen, nichts zu denken, sondern dass uns die Stille auf das Wort Gottes vorbereitet, indem sie uns von allen Geräuschen trennt, die uns ablenken (einschließlich unserer eigenen Gedanken). Die Stille hilft uns, uns von diesen Geräuschen abzuwenden und uns auf Gott zu konzentrieren. Wenn wir Gott dann in seinem Wort hören, schafft die Stille Raum, um das Wort zu in unserem Herz zu verankern und darauf zu hoffen.


Gezielte Stille ist eine Chance für uns, uns bewusst von der Welt der Geräusche - Telefone, Musik, Netflix - zu trennen, damit wir Gott durch sein Wort deutlicher hören und ihn durch das, was wir hören, genießen können. Dazu dient das bewusste Schweigen.


Francis Schaeffer schrieb: „Gott ist da und er ist nicht still.“ In unserem hektischen Leben können wir nicht oft genug daran erinnert werden, dass dies wunderbar wahr ist: Unser Gott existiert und er spricht in seinem Wort. Nehmen wir uns also Zeit für die Stille in unseren lauten Tagen, um den zu hören, der wirklich gesprochen hat.



 

Dieser Text ist ein Ausschnitt aus dem Guide „Still sein“, den du im Shop findest.



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